Ein Interview mit Marion Cornelius, Autorin, Kommunikationsberaterin, Journalistin über ihre Reise nach Usbekistan
-Wie sind Sie drauf  gekommen, nach Usbekistan zu reisen?
Orientalische Märchen, die wir als Kinder gern hörten, haben in uns Westeuropäern schon früh den Wunsch geweckt, einmal im Leben dorthin zu reisen, den Hauch der Geschichte zu spüren um jenen märchenhaften Ort zu entdecken, von dem niemand so richtig weiß, wo er liegt. Das Zauberwort heißt aber auch: Seidenstraße! Schon allein der Name weckt die Assoziation an den Duft von Gewürzen, an das sanfte Rascheln von Seide, an weißes durchsichtiges Porzellan: Waren, die viele Jahrhunderte den Weg von China nach Europa fanden. Dabei müssen die meisten Menschen erst einmal auf der Landkarte nachsehen, um zu entdecken, dass diese mythischen Orte Samarkand und Buchara in Usbekistan liegen… Europäische Kulturmenschen lieben, zumal wenn Sie erfahren sind und die Welt kennen, den Reiz des Unbekannten und wollen den Hauch der Geschichte und der geheimnisvollen Geschichten spüren.

-Wie haben Ihre Bekannten darauf reagiert?
Unterschiedlich: von Bewunderung (mehrheitlich) bis hin zu Distanz und voller ängstlicher Vorbehalte. Die Seidenstraße ist vielen Menschen in Deutschland ein Begriff aus der Geschichte. Namen wie Samarkand, Buchara, Chiwa kennen viele. Nicht alle wissen, dass  diese Städte in Usbekistan liegen.

-Wie ist Ihre Vorstellung zu ISTAN-Ländern?
Es gab mehr als 40 Jahren den Eisernen Vorhang, so dass mehr als eine Generation diese Länder, nicht nur Usbekistan ausgeblendet hat. Man konnte ohnehin nicht dorthin reisen. Das Wissen um die heutige Lebensweise der Menschen und ihre Kultur ist in Deutschland, wie wir festgestellt haben, noch sehr begrenzt. Da gilt es meiner Ansicht nach noch einiges aufzuarbeiten. Zentralasien mit seiner Kultur und seinen vielen “Stan”-Staaten sind nahezu unbekannt in Deutschland als Reiseziel.

-Wie ist Ihr Gesamteindruck von Ihrer Reise? Ihre positiven und negativen Erlebnisse auf Ihrer Reise nach Usbekistan, die Sie nicht erwartet haben?
Überwältigend und überwiegend positiv. Die Globalisierung versucht, uns alle gleich zu machen. Das bringt Vorteile, hat aber auch Nachteile. H&M oder FastFoodKetten gibt es überall auf der Welt. Wo ist das Geheimnisvolle, das andere? In der Vergangenheit vielleicht? Meist ist es auch die Sehnsucht nach einer unbekannten Kultur oder einer anderen Zeit, die den Menschen antreibt. Auf unserer Usbekistanreise fand ich Erstaunliches: überwältigende Kultur, liebenswerte Menschen, einzigartige Landschaften und wirklich tolles Essen. Ich fand Gewürze wie Basilikum als Straßenbepflanzung, was mich sehr erstaunte. Selbst Großstädte wie Taschkent erschienen mir relaxed. Auch
wenn unser Besuch sehr kurz war und viele Fragen noch offen sind, so erhielten wir einen guten Eindruck.

-Wie sehen Sie die Zukunft des Tourismus von Usbekistan?
Heute kann jede beginnende Tourismusdestination aus den fundamentalen Fehlern, die in vielen touristischen Ländern zum Beispiel in den mediterranen Ländern (Spanien, Türkei) gemacht wurden, nur lernen und es besser machen. Wenn es den Verantwortlichen in Usbekistan gelingt einen sanften Tourismus im Einklang mit Natur und der gewachsenen Kultur zu etablieren, sehe ich große Chancen darin.