Auszug aus der Klassischen Jordanien Rundreise

Morgens kann ich es kaum erwarten, aus dem Bett zu kommen, denn mein persönliches Highlight erwartet mich heute. Doch die Enttäuschung ist groß, dicke Wolken hängen tief über dem Tal und ich sehe kaum die Hand vor den Augen, geschweige denn die so oft zitierte spektakuläre Felslandschaft Petras. Sei es drum, meine Laune steigt erheblich beim Anblick des Frühstücksbuffets und dann starten wir auch schon durch, da wir nach Möglichkeit die ersten im Siq von Petra sein wollen. Und siehe: Jordanien meint es gut mit uns. Die Sonne drängt sich zwischen die Wolken, die Nebelfelder lösen sich auf und ein eigentümliches diffuses Licht liegt über dem Tal. Wir wandern entlang der kugeligen Felsformationen und nähern uns gespannt dem Siq. Zwischen den bis zu 80 Meter hohen Felswänden durchqueren wir die enge Felsenschlucht und sind fasziniert von den Farbschattierungen des  morgendlichen Sonnenlichts auf dem ausgewaschenen Stein. Endlich, wir erreichen „pünktlich“ um 10.00 Uhr den Durchgang zum Schatzhaus, denn um diese Jahreszeit erreicht die Sonne exakt jetzt das sagenhafte Schatzhaus von Petra und lässt es leuchtend rot erstrahlen. Auf einer Postkarte könnte es nicht schöner sein, doch ich selbst stehe davor und freue mich über das riesige Glücksgefühl, diesen einzigartigen Ort zu erleben.

Nach angemessener Andacht erkunden wir nun das Tal und lassen uns von unserem Reiseführer, der bei den Ausgrabungen sogar teilweise mitgearbeitet hat, fachkundig die Hinterlassenschaften der Nabatäer erklären. Beim Amphitheater angekommen brennt die Sonne schon richtig auf uns herunter und wir nehmen dankbar in dem kleinen Restaurant im Schatten Platz. Von hier aus lassen wir die fantastische Umgebung in Ruhe auf uns wirken, entdecken immer wieder neue Säulen und Fassaden im roten Gestein. Vermummte Beduinen galoppieren auf kleinen Pferden durch das Tal, Kinder johlen und preisen ihre Postkartensammlungen und Sandbilderflaschen an. Schließlich machen wir

uns auf den Rückweg, inzwischen sind für meinen Geschmack auch eindeutig genug Touristen im Tal. Ich nehme das Angebot an, den Rückweg auf dem Rücken eines erstaunlich frischen Beduinenpferdes zurückzulegen und freue mich immer noch, nun eines der neuen 7 Weltwunder mit eigenen Augen gesehen zu haben. Weiter geht es auf einer überraschend gut ausgebauten Straße durch die weite Wüstenlandschaft mit Ziel Wadi Rum. Die Landschaft wird immer bizarrer, aus dem roten Wüstensand erheben sich am Horizont imposante Felsmassive, die immer noch intakte Eisenbahnstrecke läuft streckenweise parallel unserer Strasse und erinnert an die staubigen Zeiten des Wilden Westen.

Schließlich tauschen wir die fahrbaren Untersätze und verteilen uns auf 3 Geländewagen. Erst weiß ich nicht, ob ich nun mit dem Weißbärtigen am Gehstock oder doch mit dessen ca. 15 Jährigem Neffen fahren soll, da wird mir die Entscheidung abgenommen, ich lande bei meinen lustigen Reisegefährten bei dem Alten und los geht’s. Bald wickele ich mich in meinen Schal, der warme Wüstenwind bläst uns um die

Ohren und wir tauchen ein in das
sagenhafte rote Sandmeer des „Lawrence von Arabien“. Nach einer unglaublich

faszinierenden Fahrt durch die fast schon mondartig anmutende

Landschaft halten wir schließlich an einem kleinen Beduinenlager und lassen uns von unserem

Reiseführer uralte Felszeichnungen erklären. Am unendlich weiten Himmel zeigen sich die ersten Sterne und ich besteige schweren Herzens wieder den Jeep. Ich hätte nichts dagegen gehabt, noch länger an diesem wunderbaren Ort zu bleiben, doch es wird kühl, die Sonne neigt sich dem Horizont entgegen und wir wollen schließlich noch weiter nach A

qaba am Roten Meer. Mit einem Cocktail in der Hand pilgern wir noch einmal an den Strand und lassen diesen herrlichen Tag ausklingen.

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